Mit einer systematischen Vorgehensweise, die beim Lesen und Interpretieren von technischen Zeichnungen unterstützt, wird das Verstehen der Inhalte und die Identifikation kritischer Toleranzen beispielsweise für die Arbeitsvorbereitung oder Messtechnik sehr erleichtert. Zudem kann die Spezifikation auf mögliche Mehrdeutigkeiten, Fehler oder fehlende Angaben geprüft werden. Auch für uns war das seit langer Zeit eine herausfordernde Aufgabe, alle Eintragungen zu lesen, sodass wir Vorgehensweisen dafür entwickelt haben, dass wir damit effizienter werden.
Nachfolgend ist auszugsweise diese systematische Vorgehensweise vorgestellt. Für komplexere und unübersichtlicher dargestellte Bauteile gibt es auch noch einen alternativen Vorschlag, der abschließend kurz beschrieben ist.
Systematische Vorgehensweise
Nachfolgende Schritte geben einen Überblick, wie wir uns bei Einzelteilen systematisch durcharbeiten, um alle Angaben einzubeziehen:
1. Schriftfeld auslesen, um insbesondere das Zeichnungsdatum für die Zuordnung der Normen und allgemeine Festlegungen (z. B. Allgemeintoleranzen oder allgemeine Kantenangaben) berücksichtigen zu können.
2. Bezugssystem und Bezüge identifizieren, Absicherung der Bezüge verstehen
3. Form-, Richtungs-, Orts- und Lauftoleranzen beurteilen, TEDs den Ortstoleranzen zuordnen
4. Größenmaße und Änderung der Defaultfestlegungen, z. B. mit der Hüllbedingung zu erkennen.
5. Oberflächenangaben ermitteln, welche Kenngrößen sind für welche Geometrieelemente eingetragen
6. Weitere Festlegungen verstehen

Diese Vorgehensweise bildet auch die Basis für die in unserem neuen Kurs zur Interpretation von technischen Zeichnungen integrierten Inhalte. Dort finden Sie auch Übungen dazu.
Vorgehensweise für komplexere Bauteile
Alternativ lassen sich Spezifikationen auch bezogen auf das Geometrieelement interpretieren. Dieser Ansatz folgt dem Grundgedanken des ISO GPS-Systems aus der ISO 8015, dass Bauteile in einzelne Geometrieelemente zerlegt werden. Wie das aussieht, zeigt das nachfolgende Bild ausschnittsweise. Für jedes einzelne Geometrieelement wird damit noch systematischer die Spezifikation angeschaut.

Auch diese Vorgehensweise ist als „Vorgehen zum Lesen umfangreicher Zeichnungen“ im Anwendungsmodul des oben genannten Kurses an einem Beispiel vorgestellt.